Diabetes ist nicht nur eine ernsthafte körperliche Erkrankung, sondern stellt häufig auch eine erhebliche psychische Belastung dar. Betroffene müssen sich mit ihrer chronischen Krankheit auseinandersetzen und mit Belastungen zurechtkommen, mit denen gesunde Menschen nicht konfrontiert sind. Ernährungsgewohnheiten müssen überdacht und häufig verändert werden. Der Umgang mit Antidiabetika erfordert Wissen, Geduld und Ausdauer. Die Aussicht auf mögliche akute Komplikationen oder Folgeerkrankungen können Ängste und Unsicherheiten schüren. Auch wenn Patient:innen in speziellen Diabetes-Schulungen lernen, wie sie mit ihrer Krankheit am besten umgehen können, fühlen sich viele von ihnen überfordert und im Stich gelassen. Hinzu kommt, dass Diabetiker:innen ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen haben. Insbesondere Depression und Angst sind hier zu nennen: Etwa jede:r zehnte Diabetiker:in zeigt überdurchschnittlich häufig Symptome. So treten Depressionen etwa doppelt so häufig bei Menschen mit Typ-2-Diabetes auf als bei Menschen ohne Diabetes. Diese psychische Belastung kann auch direkte körperliche Auswirkungen wie die Schädigung der Blutgefäße hervorrufen. Grund genug also, die psychischen Aspekte etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen. In Deutschland ist eine depressive Symptomatik häufiger als im europäischen Durchschnitt. Bei jedem zehnten Erwachsenen in Deutschland besteht eine aktuelle depressive Symptomatik. Diese ist bei Frauen häufiger als bei Männern. Eine Depression ist eine psychische Erkrankung, die meist mit einer gedrückten Stimmung, Interessenlosigkeit beziehungsweise Freudlosigkeit und Antriebslosigkeit einhergeht. Es kommt zu Beeinträchtigungen der Lebensqualität und Leistungsfähigkeit und das oft auch schon zu Beginn der Erkrankung.
Zu den Symptomen gehören:
Generell umfassen Depressionen ein heterogenes und breites Spektrum an depressiven Störungen, welche sich nach Schwere und Verlauf der Symptome unterscheiden. Es ist anzunehmen, dass höchstens die Hälfte aller Krankheitsfälle entdeckt wird. Stellen Sie diese Symptome über einen längeren Zeitraum von mindestens zwei Wochen bei sich fest, sollten Sie sich Ihrer ärztlichen Fachperson anvertrauen. Die Ursachen einer Depression können sehr vielseitig und oft nicht genau auszumachen sein. Belastende Lebensereignisse, Drogenkonsum, chronische Krankheiten, wie Diabetes, oder die Nebenwirkungen medikamentöser Behandlungen können aber unter anderem depressive Symptome zur Folge haben.
Es ist anzunehmen, dass höchstens die Hälfte aller Krankheitsfälle entdeckt wird. Depressionen können sich unter anderem in Form von tiefer Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Antriebs- und Teilnahmslosigkeit, verminderter Konzentration und Aufmerksamkeit, mangelndem Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Schlafstörungen, Ängsten sowie Mut- und Hoffnungslosigkeit zeigen. Stellen Sie diese Symptome über einen längeren Zeitraum von mindestens zwei Wochen bei sich fest, sollten Sie sich Ihrer ärztlichen Fachperson anvertrauen. Weitere Hilfe und Informationen erhalten Sie beispielsweise bei der Deutschen Diabetes Hilfe.
Depressionen beeinträchtigen nicht nur die Lebensqualität. Sie können auch für die Diabetes-Behandlung ein großes Hindernis darstellen: Vielen Diabetiker:innen mit Depressionen fällt es schwer, ihren Lebensstil umzustellen, sich mehr zu bewegen, Ernährungsgewohnheiten zu verändern oder das Rauchen aufzugeben. Auch ist es oft nicht so leicht für sie, die Antidiabetika wie verordnet regelmäßig einzunehmen oder bei Patientenschulungen bis zum Ende durchzuhalten. Besonders bei älteren Diabetiker:innen sind die psychischen Belastungen somit häufig mit einem erhöhten Risiko für Blutzuckerentgleisungen und diabetische Folgeerkrankungen verbunden. Deshalb sollten sich Diabetiker:innen mit Depressionen unbedingt Hilfe suchen.
Leiden Sie unter depressiven Symptomen ist es unabdingbar, sich um die psychische Gesundheit zu kümmern. Mit bekannten Strategien, wie spazieren, walken, Kontakt zu nahestehendenen Menschen oder ausgewogener Ernährung, können Sie den Symptomen entgegenwirken. Je früher Sie die Symptome angehen, desto besser lernen Sie Ihre geeigneten Strategien kennen. Im Rahmen normaler Routineuntersuchungen ist es für Ärzt:innen meist schwierig, eine Depression zu erkennen. Suchen Sie unbedingt das Gespräch im Vertrauen, denn: Depressionen bei Diabetiker:innen können durch eine Behandlung mit Psychotherapie, Antidepressiva oder einer Kombination beider Strategien gut und effektiv behandelt werden, sodass sich ihr Gesundheitszustand deutlich verbessern kann. Diabetiker:innen können sich für die psychologische Beratung an besonders qualifizierte Fachpsycholog:innen wenden. Es ist wichtig, dass Sie sich bewusst machen, dass eine Depression nichts mit Versagen oder persönlicher Schuld zu tun hat. Es kann jeden treffen! Weitere Hilfe und Informationen erhalten Sie beispielsweise bei der Deutschen Diabetes Hilfe.
Neben Depressionen zeigen sich bei Diabetiker:innen auch häufig Angststörungen – also psychische Störungen mit übersteigertem Angstempfinden. Generell ist Angst eine natürliche Reaktion des Menschen. Durch eine Fehl- bzw. Überreaktion des Körpers kann sie jedoch nicht mehr angemessene Ausmaße annehmen. Eine sogenannte Angststörung kann dann eine Eigendynamik entwickeln und wird permanent aufrechterhalten. Betroffene erleben neben ausgeprägter Angst auch häufig körperliche Angstsymptome wie Schwitzen, Verspannungen oder Schwindel. Die Symptome sind in der Regel so stark, dass der Alltag der Erkrankten nur noch eingeschränkt ablaufen kann.
Angststörungen lassen sich in drei Kategorien einteilen:
Eine Diabeteserkrankung erhöht das Risiko neben Depressionen auch an Angststörungen zu erkranken. Ein besonders hohes Risiko weisen dabei depressive Patient:innen auf. Wie bei vielen psychischen Erkrankungen verlaufen Angststörungen bei Betroffenen häufig individuell und hängen meist auch von der jeweiligen Angststörung ab. Typische Ängste bei Diabetes können zum Beispiel die Angst vor Unterzuckerung, vor dem Verlassen des eigenen Hauses oder die Angst vor Insulinpennadel oder dem Lanzettenstich für die Blutzuckertestung sein. Panikattacken wiederrum können beispielsweise durch eine übertriebene Interpretation von Symptomen der Diabeteserkrankung wie Kribbeln oder Schmerzen ausgelöst werden. Ängste können bei Betroffenen auch weitere Lebensbereiche betreffen: So kann aus Angst vor dem Zunehmen eine Essstörung entstehen. Ein bekanntes und hochgefährliches Verhalten bei Diabetiker:innen mit Essstörungen ist das sogenannte „Insulin-Purging“. Dabei spritzen sich Betroffene bewusst zu wenig Insulin in der Hoffnung, über den Urin vermehrt Glukose auszuscheiden und so Kalorien einzusparen. Der dauerhaft erhöhte Blutzuckerspiegel gefährdet allerdings massiv die Gesundheit, führt deutlich früher zu Schäden an Gefäßen und Nerven und kann eine Vielzahl an Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Gewichtssorgen sind zwar nachvollziehbar, dürfen aber auf keinen Fall durch so gefährliche Methoden wie das Insulin-Purging behandelt werden. Stattdessen sollten Betroffene sich lieber zum Thema Ernährung und Bewegung mit Ihren behandelnden Ärzt:innen oder ihrer Diabetesberatung austauschen.
Angststörungen können die Lebensqualität erheblich einschränken und unter Umständen weitere gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Daher ist es sehr wichtig, Beschwerden offen anzusprechen und professionelle Hilfe zu suchen. Sollten Sie vermehrt Ängste verspüren, können Sie sich in einem ersten Schritt an ihre behandelnde ärztliche Fachkraft wenden. Außerdem bietet die Kassenärztliche Vereinigung Ihres Bundeslandes Möglichkeiten zur Suche nach psychologischer Versorgung an. So erhalten Sie die bestmögliche Hilfe mit den Ängsten umzugehen. Meist werden Angststörungen übrigens mit einer Verhaltens- oder Psychotherapie behandelt, die dabei helfen kann die Angst in kleinen Schritten zu bewältigen. Bei starken Ängsten können auch zusätzlich angstlösende Medikamente genutzt werden. Darüber hinaus können Selbsthilfemaßnahmen wie autogenes Training oder Selbsthilfegruppen Betroffene dabei unterstützen, besser mit Ängsten umzugehen. Letztlich ist noch einmal zu betonen, dass es kein Zeichen der Schwäche ist, sich professionelle Hilfe zu holen, denn eine Angststörung ist ebenso eine Erkrankung wie Diabetes.
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DE-54268 Ablaufdatum: 02.03.2025